Früher stand neben jedem Hof ein Holunder, denn er war den Menschen Schutzbaum und Hausapotheke gleichzeitig. Alle seine Pflanzenteile, Blüten, Beeren und Rinde, wurden verwendet.
Man traute ihm so große Heilkraft zu, dass man ihn bei fast allen Krankheiten einsetzte.
Hier ein kurzer Überblick seiner Inhaltsstoffe:
Blüten:
- Flavonoide stärken die kleinen Gefäße in den Schleimhäuten
- Atherische Öle hemmen Entzündungen und desinfizieren
- Gerbstoffe entziehen einer Entzündung den Boden
- Triterpene treiben Schweiß und entgiften den Körper
- Schleime besänftigen Schleimhäute
Beeren:
- Anthocyane sind Antioxidantien und wichtige Radikalfänger. Sie schützen die Zellen vor Alterung und Entartung (kurzer Exkurs: Anthocyane sind die Stoffe, mit denen sich eine Pflanze vor Sonne schützt: Was pflanzliche Zellen schützt, wirkt im menschlichen Körper genauso. Quasi ein Anti-Aging-Mittel, das auf Bäumen wächst)
So nutzt du die Holunder-Baumapotheke am besten:
- Blütentee reinigt Schleimhäute und erhöht ihre Toleranz (bei Allergien), bringt ins Schwitzen (entgiftet), erhöht Abwehr
- Kalt gewordenen Tee kannst du als Kompresse nutzen. Zum Beispiel für Augen, die zu lang auf den Bildschirm geschaut haben
- Öl aus Blüten ist gut für empfindliche, trockenen Haut und als After Sun
- Saft oder Suppe aus Holunderbeeren ist DAS Erkältungs- und Stärkungsmittel. Bitte die Beeren nicht roh essen, dann können sie Brechdurchfall erzeugen.
- Saft hemmt Virenwachstum, bei Herpes oder MRSA (bei dem Antibiotika machtlos sind)
- Saft lindert Nervenschmerzen wie Ischias, Hexenschuss, Migräne
- bei Büro und Bildschirmarbeit – Saft über den Tag trinken, bringt neue Kraft in müdes Blut
- Saft ist gut für Diabetiker, anschließend wird mehr Insulin freigesetz
Aber damit noch immer nicht genug. Es gibt noch einiges mehr an Zauberkraft, die in diesem Baum steckt
Man glaubte früher, dass der Holunder Wohnort der Seelen ist. Frauen mit Kinderwunsch baten ihn um eine der Kinderseelen, die im Holunder saßen und auf Inkarnation warteten.
Man begrub die Verstorbenen unter diesem Baum, ihre Seelen sollten so wiedergeboren werden. Das Wort Enkel entstammt übrigens dem althochdeutschen eninchili „kleiner Ahne“ oder „kleiner Großvater“. Es beweist, dass auch bei uns der Glaube an Wiedergeburt früher sehr verbreitet war.
Der Holunder war Wohnort der Göttin Holle, die 3 Gestalten annehmen konnte; Frühlingsgöttin Holla, Liebesgöttin Freya und Wintergöttin Perchta oder Hel. Letztere repräsentierte zwar den Tod, war aber auch eine Art Seelenhüterin und deshalb eine gute Göttin.
Vom Namen Holda leitet sich auch das Wort hold oder heilen ab. Der Name ist Programm, wie oben beschrieben.
Die Pflanze durchläuft jedes Jahr 3 verschiedene Farbstadien; weiß (Blüten im Frühling), rot (Beeren im Sommer) und schwarz (Beeren im Herbst). Deshalb sah man den Baum als irdische Vertretung aller drei Göttinnen und verehrte ihn sehr.
Wer dem Holunder einen Ast abschnitt, musste sich vorher mit Gebeten bei ihm entschuldigen.
Ein bisschen sieht er auch aus wie eine weise Oma in Baumform, mit den tiefen Furchen in seiner Rinde. Besonders im Winter, wenn man nur seine brüchigen, struppig gewachsenen Äste sieht.
Der Sage nach war der Holunder traurig über seine äußere Erscheinung und darüber, ohne Heilkräfte zu sein. Bis Frau Holle vorbeikam. Ihr tat der Holunder leid und sie segnete den struppigen Busch: „Alles an dir soll heilkräftig sein, die Rinde, die Blätter, die Blüten, die Beeren“. Von da an hieß er auch Hollerbusch.
Kein anderer Baum vereint so viele Gegensätze in sich. Die Farben schwarz und weiß. Der wie abgestorben aussehende Baum mit trockener grauer Rinde, der dicke, weiße Blütendolden bildet.
Hängt man diese lieblich duftenden Blüten zum Trocknen auf, fangen sie an, nach Schweiß zu stinken (immer nur an gut belüfteten Orten aufhängen).
Auch die Blätter geben beim Verreiben einen muffigen Geruch ab, was wiederum gut gegen Fliegen und Mücken hilft. Wer Erholung von solchen Tierchen braucht, kann sie unter einem Holunder finden.
Holunderblütentinktur selber machen
Wer sich gegen die Viren des Winters rüsten will, kann Holunderblüten in einer Tinktur konservieren. Dazu erntet man ein paar Blütendolden, zerpflückt sie möglichst klein und gibt sie in ein Schraubglas. Wichtig ist, dass bei trockenem Wetter geerntet wird, um Schimmel zu vermeiden.
Das Ganze wird mit möglichst hochprozentigem Alkohol übergossen, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Das kann Vodka oder Korn sein. Wer es ganz geschmacksneutral will, kauft Apothekenalkohol.
Diese Mischung wird 2-4 Wochen an einem hellen, aber nicht zu sonnigen Ort stehen gelassen und täglich geschüttelt. Man sollte das Schraubglas nur so hoch befüllen, dass Schütteln noch gut funktioniert. Der Alkohol sollte außerdem nicht so hoch eingeschüttet werden, dass er mit der Beschichtung des Deckels in Berührung kommt.
Nach ein paar Wochen sind die Wirkstoffe von den Blüten in den Alkohol gewandert. Die Tinktur wird gefiltert und in einem Braunglasfläschchen aufbewahrt. Hier wartet sie bis zum Winter auf ihren Einsatz (oder auch nicht, wenn ihr vorher krank werdet). Beschriftet die Flasche auf jeden Fall mit Datum, manchmal dauert es, bis man sie braucht und hat bis dahin vergessen, was drin ist.
Quellen:
Stumpf, Ursula: Mythische Bäume
Storl, Wolf-Dieter: Die alte Göttin und ihre Pflanzen
Zuther, Svenja: Die Sprache der Pflanzenwelt
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