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Die wilden Gärten Keralas

In Naturreiseziele by Pflanzenfrau3 Comments

Wer über Keralas Backwaters schippert, erhält guten Einblick in die Gärten der Menschen. Wenn er sie als Gärten erkennt.
Ich dachte anfangs, das sei alles Dschungel, in dem zufällig hin und wieder jemand Bananen erntet.

Hier versteht man das Konzept Garten anders. Es wird wenig gejätet, gerupft und beeinflusst, sondern eher wachsen gelassen.


Rasenmäher habe ich nur in den Hotelanlagen gesehen, die Gärten der Menschen sind naturbelassen. Trotzdem oder gerade deshalb ernähren sie die ganze Familie. Nachhaltig, denn hier wird kein Wachstum mit Chemie erzwungen. So bleibt der Boden nährstoffreich und der Garten bringt immer wieder von selbst das hervor, was am meisten Sinn macht.
Bei uns würde man das Permakultur nennen und sagen, es sei gerade ein Trend, dabei ist es die Art, wie Menschen seit der Steinzeit Pflanzen anbauen.


Ein kurzer grüner Rasen wie bei uns ist so widernatürlich, da kann die Natur gar nicht mitspielen.
Ich freue mich immer zu sehen, wie im englischen Rasen Unkraut spriesst, wie die Amseln ihn zerhacken oder Maulwürfe ihn umgraben.
Sie alle haben Recht; sie betreiben Denaturierungsmaßnahmen.
Sie versuchen, ein Gleichgewicht wieder herzustellen, das die Menschen kaputt gemacht haben.

Keine Pflanze wächst zufällig neben einer anderen. Sondern immer nur deshalb, weil sie sich ergänzen. Weil die eine die andere vor Schädlingen schützt, weil sie Symbiosen eingehen. Das, was wir Unkraut nennen, ist sehr nützlich. Wir kennen es nur nicht.


Wir wissen nicht, dass Löwenzahn den Boden aufbereitet. Dass seine Pfahlwurzeln Kanäle in tiefere Bodenschichten bilden, die dann auch für weniger kräftige Pflanzen zugänglich werden.
Oder dass Moos ein wichtiger Wasserspeicher für den Boden ist. Dass es die Feuchtigkeit so speichert, dass sie langsam an die Umgebung abgegeben werden kann, statt sofort zu versickern.
Wir wissen auch nicht, dass wir dann am gesündesten wären, wenn wir das „Unkraut“ essen würden, statt dem künstlich gezogenen Supermarktgemüse.

Das, was wir als Unkraut oder Unordnung empfinden, ist ein geniales System. Der Milliarden Jahre alte Garten-Bauplan der Natur. Warum meinen wir ständig, wir wüssten es besser?


Warum müssen wir alles nach unserer menschlichen Idee von Ordnung gestalten? Unser ganzer Tagesablauf ist geordnet und durchgetaktet. Muss da wirklich noch der Garten von allem Wilden, Unvorhergesehenen befreit werden?
Warum ist uns der Gedanke so zuwider, dass in unseren Gärten etwas wächst, das wir nicht angepflanzt und nicht selbst bestimmt haben?

Vielleicht nehmen wir wildes Pflanzenwachstum als Chaos wahr, dabei ist der Plan des Wachsens durchdacht. Jeder schöpferische Akt entsteht aus dem Chaos. Wenn wir nicht hin und wieder mal feste Strukturen in kleine Stücke zerreißen und neu zusammensetzen, kann nichts Neues entstehen.
Ein Garten ist dazu da, um genau das zu lernen. Um sich jeden Tag überraschen lassen zu können, was so Neues wächst.

Palmen Kerala Indien


Das bedeutet nicht, dass man seinen Garten sich selbst überlässt. Man muss trotzdem jäten, weil Kulturgemüse nicht so stark ist wie wilde Kräuter. Aber es braucht weder Pflanzenschutzmittel noch Kunstdünger, wenn die richtigen Pflanzen nebeneinander wachsen und wenn man samenfeste Sorten wählt.

Ein wirklich guter Gärtner kann hinnehmen, dass er nicht der Alleingestalter seines Gartens ist.

Dass es über ihm noch eine sehr viel größere Macht gibt, die darüber bestimmt, was wächst. Dass er sich der Natur anpassen muss, wenn er gute Ernten einfahren will.
Wir versuchen das Gegenteil und wollen die Natur unseren Bedürfnissen anpassen.
Ich glaube, es würde uns sehr viel besser gehen, wenn wir uns mehr an ihre Rhythmen halten würden. Vielleicht würde es uns die Orientierung geben, die uns fehlt. Den Sinn, den wir verloren haben und den wir in Konsum, Schönheitswahn und Narzissmus versuchen, wiederzufinden.

Was mir in Kerala, abgesehen von den Gärten, gut gefiel war das Namasté, so begrüßt man sich hier.

Namasté. Übersetzt bedeutet es: Ich grüße das Schöne, das Göttliche in dir. Es beinhaltet den Glauben daran, dass jeder Mensch auf seine Art schön ist. Unverändert, unoperiert, ungeschminkt. Mit Falten und Macken. So wie ihn die Natur konzipiert hat, ist er gut, da muss man sich gar nicht einmischen.
Ich hatte den Eindruck, mit den Pflanzen war es ähnlich. Hier schien niemand das Bedürfnis zu haben, sie zu manipulieren.

Wir sind alle genau so gemeint, wie wir sind, Menschen und Pflanzen.
Es geht nicht darum, etwas so lange zu verändern, bis es unserem Ideal entspricht. Es geht darum, die Schönheit in etwas zu erkennen, so wie es ist.

Diese Einstellung ist eine sehr gesunde. Wer noch nicht davon überzeugt ist, dass sie glücklich macht, schaut euch hier die Gesichter der Menschen aus Kerala an!
Die Menschen auf meinen Fotos sind alle ungeschminkt, keiner von ihnen hat in den Spiegel geschaut, bevor ich ein Bild machte. Sie wussten, sie sind gut genug. Sie hatten nicht das Gefühl, künstlich lächeln zu müssen, sich verstellen oder sich vorher umziehen zu müssen. Sie konnten zu genau der Schönheit stehen, die ihnen gegeben wurde. Sie wussten, dass ihr Aussehen Ausdruck des göttlichen Funken ist, den Namaste beschreibt.

Essen vom Bananenblatt
Sogar die Teller wachsen in Kerala im Garten
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