Wacholderbeeren

Wacholder – Schutzbaum und Räucherpflanze

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Wacholderbeeren sind viel zu schade, um sie nur zu Gin zu verarbeiten. Ihre Wirkung geht weit über die Verwendung als Küchengewürz hinaus.
Der Baum braucht 3 Jahre (!!!), um eine Beere zur vollen Reife zu bringen. Botanisch gesehen hat Wacholder übrigens keine Beere, sondern Zapfen.
Wacholder ist ein gutes Beispiel dafür, dass richtig gute Qualität Zeit braucht, denn nach 3 Jahren stecken die Beeren voller Heilkraft.

Das alles kann er:

  • Schutz vor Ansteckung bei Grippewellen
  • Die ätherische Öle helfen bei Sodbrennen und entzündlichen Darmerkrankungen.
  • Er wirkt verdauungsfördernd, entschlackend & harntreibend.
  • Er hilft bei Hautkrankheiten, wie Schuppenflechte und Ekzemen
  • Die Beeren beugen Nierengriess und -steinen vor (keine Einnahme bei entzündeten Nieren, sie würden zu sehr gereizt).
  • Wacholdersalbe lindert Gelenkbeschwerden.
  • Die Beeren können (vorsorglich täglich eingenommen) Migräne verhindern.

Wacholder-Anwendungen haben eine lange Tradition. Schon die Ägypter schrieben schon 1550 v. Chr. begeistert ganze Papyrusrollen mit Wacholderrezepten voll.

Wacholder bedeutet „Wach-Halter“. Damit ist aber nicht nur wach als Gegenteil von müde gemeint. Es ist eher ein Am-Leben-Halter, denn der Wacholder konnte vor tödlichen Krankheiten bewahren.

Während der Pest wurde die Wacholder-Heilkraft so sehr gebraucht, dass der Baum fast ausgerottet wurde. Er wirkte als Schutz gegen Ansteckung, nicht gegen die Krankheit selbst.
Heute steht er unter Naturschutz, ein paar Beeren für den Eigenbedarf darf man aber pflücken.

Auf Plattdeutsch hieß er „Machandelboom“. Wie das Märchen, in dem ein Junge geköpft, zu Sülze verarbeitet und gegessen wird. Die Täterin wird dann mit einem Mühlstein erschlagen.
Das klingt zwar brutal, steht aber sinnbildlich für die schamanische Zerstückelung, für die Seelentransformation. Für das Aufbrechen alter Strukturen, wenn etwas Neues entstehen soll.

Schamanen nutzen Wacholder bis heute. In Tibet und Sibirien atmen sie Wachholderrauch ein, wenn sie in andere Sphären reisen, um Dämonen zu verjagen.

In vorchristlichen Zeiten wurden die Toten in Feuern aus Wacholderholz verbrannt. Mithilfe des Wacholders könne die Seele sich, geschützt vor Dämonen, aus dem Körper befreien, glaubte man.

Auch Sterbehäuser wurden zur Reinigung regelmäßig mit Wacholder geräuchert. Krankenhäuser wurden teilweise bis in die Neuzeit mit dem Rauch desinfiziert.

Besonders wirksam ist eine Räucherung in den Raunächten (vom 25. Dezember bis zum 6. Januar).
Probiert das unbedingt mal aus! Einfach ein paar Beeren zerdrücken, auf die Räucherkohle legen und losräuchern. Schraubt vorher unbedingt eure Rauchmelder ab oder umwickelt sie mit Frischhaltefolie oder Müllsäcken! Es wäre ja schade, wenn ihr gestört würdet, wenn der Kontakt zu den Ahnen gerade hergestellt ist.

Wacholderzweig

Quellen: 
Fischer-Rizzi, Susanne: Blätter von Bäumen
Storl, Wolf-Dieter: Die alte Göttin und ihre Pflanzen
Lingg, Adelheid: Bäume und die heilende Kraft des Waldes

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